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Das Thema »Fair Trade« – oder »Fairer Handel« – ist nicht neu. Die Gründe, einen Fairen Handel zu etablieren, sind in jeder Branche die gleichen: Wir leben in einer gemeinsamen Welt, in der Arm und Reich sehr ungleich verteilt sind. Als Menschen, die zu den »Reichen« dieser Welt gehören, ist es vielen von uns ein Anliegen, auch den »armen« Menschen zu helfen: So daß diese die Möglichkeit haben, ihren Lebensunterhalt mit ihrer eigenen Arbeit zu verdienen, ohne unter unmenschlichen Bedingungen zu schuften oder ihre Kinder zu harter körperlicher Arbeit zu zwingen. So daß sie nicht gezwungen sind, ihre Umwelt zu zerstören, nur um selbst überleben zu können. So daß sie ihr Leben leben können, wie sie es selbst wünschen: Menschenwürdig, in Freiheit und mit der Möglichkeit, das eigene Schicksal selbst zu bestimmen.

APJ Cooperative in Teofilo Otoni, Minas Gerais, Brasilien (APJ steht für »Gemeinsam lernen und arbeiten«) (Foto: M. Gienger)

 

Auch die Wege, dies umzusetzen, sind nicht neu, sondern werden seit Jahrzehnten von vielen Fair Trade Organisationen erfolgreich realisiert: Im Fairen Handel wird dafür gesorgt, daß bessere Löhne bezahlt werden, als sonst üblich, und zusätzlich wird durch entsprechende Maßnahmen und Auflagen sichergestellt, daß der höhere Ertrag auch sinnvoll für bessere Lebensumstände eingesetzt wird (Bildung, Gesundheit, Sozialversorgung, Umweltschutz etc.). Ziel ist es, daß alle Menschen – also Männer, Frauen und Kinder – menschenwürdig leben können.

Neu ist, daß Fair Trade Projekte auch im Mineralienhandel durchgeführt werden – und zwar in zunehmendem Maß. In den letzten Jahren treten mehr und mehr Initiativen von Einzelpersonen, Firmen und organisierten Gruppen in Erscheinung, die aktiv daran arbeiten, daß Fairer Handel mit Mineralien und Edelsteinen nicht einfach nur eine Idee bleibt, sondern in der Praxis umgesetzt werden kann. Um diesen Initiativen eine Plattform anzubieten, gemeinsame Richtlinien zu erarbeiten, den Kontakt zu Gleichgesinnten zu ermöglichen und sich gegenseitig zu unterstützen, wurde am 7. Mai 2009 der Verein »Fair Trade Minerals & Gems e.V.« von 37 Gründungsmitgliedern in Freiburg gegründet.

Wie sieht Fair Trade im Mineralienhandel aus?

Aktuell ist es so, daß sich viele Händler in ihrem Umfeld (sei es in der eigenen Firma oder gegenüber Geschäftspartnern in aller Welt) um faire Bedingungen bemühen und in diesem Rahmen auch Verbesserungen bewirken.

Ausbildungs-Edelsteinschleiferei in der APJ Cooperative (Foto: M.Gienger).

 

Doch sind diesen Bemühungen Grenzen gesetzt. In vielen Gebieten kann derzeit niemand, selbst bei besten Absichten, sicherstellen, daß die gekauften und weiterveräußerten Waren tatsächlich unter menschenwürdigen Bedingungen abgebaut und verarbeitet werden. Die dafür notwendigen Entwicklungsmaßnahmen kann ein einzelnes Handelsunternehmen nur in Ausnahmefällen selbst erbringen, meist fehlt schlicht die Zeit, das Geld oder die Möglichkeit der politischen Durchsetzung. Auch solidarisches Zusammenwirken ist oft nur schwer zu erringen, wenn Konkurrenzsituationen entgegenstehen.

Daher ist es wichtig, daß unabhängige Instanzen (Vereine, Gesellschaften, Initiativen aller Art) diese Entwicklungsmaßnahmen erbringen. Vielerorts geschieht im Augenblick genau das, jedoch ist die Wirkung auf den gesamten Mineralienmarkt noch gering. Viele Initiativen kämpfen selbst knapp über dem Existenzminimum ums Überleben, vielen fehlt die notwendige Publicity, viele haben nicht die notwendigen Kontakte für die Vermarktung ihrer Produkte – und letztendlich ist es für einzelne Initiativen immer schwierig, glaubwürdig zu belegen, daß die eigene Arbeit wirklich Fair Trade Kriterien entspricht.

Diese Probleme zu lösen, ist das Ziel von Fair Trade Minerals & Gems e.V.! Einzelne Initiativen zu unterstützen, viele zu vernetzen, für ein solidarisches Miteinander zu sorgen, Publicity und Kontakte zu verbessern – und vor allem miteinander Kriterien zu entwickeln, die für die Glaubwürdigkeit aller Initiativen und des Fairen Mineralien- und Edelsteinhandels insgesamt sorgen, das sind die Aufgaben, die sich der Verein gesetzt hat. Diese Glaubwürdigkeit ist erreicht, wenn gegenüber allen am Handel Beteiligten, vom Minenarbeiter bis zum Endkunden, sichergestellt werden kann, daß die ganze Handelskette nach Kriterien des Fairen Handels arbeitet.

 

Aus diersem Grund wurde »Fair Trade Minerals & Gems e.V.« mit der Absicht gegründet, als eine vom Handel unabhängige Organisation für Verbesserungen in den genannten Bereichen zu sorgen. Fair Trade Minerals & Gems e.V. handelt daher auch nicht mit Steinen! Ziel des Vereins ist es, Verbesserungen zu bewirken, die dem ganzen Mineralienhandel zugute kommen. Alle Beteiligten sollen profitieren:

  • Die Menschen in den Abbauländern sowie bei der Verarbeitung der Steine durch bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen.
  • Die Natur durch okölogisches Wirtschaften, Renaturierung und aktiven Umweltschutz.
  • Der Handel durch gut verkäufliche Produkte mit hohem Wert (Fair Trade ist wertvoll!).
  • Die Endkunden durch Waren, deren Erwerb einen über den persönlichen Nutzen hinausgehenden positiven Beitrag zum Leben leistet.

 

Ein Handel, bei dem alle Beteiligten gewinnen, ist sozial und wirtschaftlich stabiler – und zudem fairer und menschenwürdiger. Er gibt allen Beteiligten das gute Gefühl, an einem fairen Geschäft beteiligt zu sein und mit dem eigenen Kauf einen Beitrag zu einer guten Sache zu leisten. Somit handelt es sich um eine »win-win-win-Situation«: Fair Trade ist gut für einen selbst, für die anderen Beteiligten, für die Sache (den Mineralienhandel) und für das Gemeinwohl.

Fair Trade Projekte umsetzen

Fair Trade Minerals & Gems e.V. unterstützt Fair Trade Projekte im weltweiten Mineralien- und Edelsteinhandel durch:
* Die Förderung von Fair Trade Projekten vor Ort mittels Beratung, aktiver Mitarbeit und der Finanzierung von Schulungen und anderen Formen der Wissensvermittlung.
* Die Bekanntmachung der Projekte und nach Fair Trade Kriterien handelnden Organisationen und Unternehmen in Deutschland und Europa.
* Die Weiterverbreitung der Fair Trade Idee durch die Dokumentation erfolgreicher Projekte.

Die größte derzeit von Fair Trade Minerals & Gems e.V. unterstützte Initiative ist das Projekt Honduras-Opal. In enger Zusammenarbeit mit der honduranischen Bergbaubehörde (DEFOMIN) wurden dort Ende 2008 vier Kooperativen von Opalschürfen gegründet, die gemeinsam daran arbeiten, honduranische Opale (schwarzer Matrixopal, Kristallopal u.a.) in größeren Mengen, mit größerer Zuverlässigkeit und in besserer Qualität als bisher für den Weltmarkt verfügbar machen. Der große Umfang dieses Projektes (rund 300 honduranische Familien sind schon in der ersten Projektphase beteiligt) gab den Ausschlag für die Gründung des Vereins, da Projekte in dieser Größenordnung nicht mehr von privaten Initiativen gestemmt werden können.

Weitere Informationen über den Verein und die aktuellen Projekte finden Sie auf dieser Homepage. Alle an einem fairen Mineralien- und Edelsteinhandel interessierten Menschen, ob Edelsteinliebhaber, Händler, Schleifer, Sammler oder Strahler sind herzlich eingeladen, dem Fair Trade Minerals & Gems e.V. beizutreten. Dies gilt natürlich ganz besonders für alle, die bereits eigene Fair Trade Projekte gestartet haben oder die Möglichkeit dafür sehen, sich Unterstützung wünschen oder einfach mithelfen möchten.

Auch Spenden für den Verein oder für einzelne Projekte sind herzlich willkommen. Die Verwendung der Spendengelder durch den Verein ist vollkommen transparent und erfolgt streng zweckgebunden. Alle Aktivitäten und Finanzen des Vereins werden sowohl auf dieser Internetseite, als auch in Mitglieder-Rundbriefen und anderen Publikationen offen gelegt.